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Königsdisziplin Kommunikation sichert den Nachwuchs für Behördenämter

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In der Bevölkerung ist viel zu wenig bekannt, wie wichtig und interessant die Arbeit einer kommunalen Behörde ist. Das trägt dazu bei, dass es immer wieder an geeignetem Nachwuchs fehlt. Der Verband der Gemeindepräsidien des Kantons Zürich (GPVZH) hat deshalb die Kampagne «Deine Gemeinde braucht Dich» lanciert. Super! Aber die Kampagne kann nur ein erster Anstoss sein. Für nachhaltigen Erfolg braucht es langfristige Kommunikation.

In rund einem halben Jahr sind im Kanton Zürich und in verschiedenen anderen Kantonen kommunale Wahlen. Im Kanton Aargau fanden diese bereits im September 2021 statt. Gemeinderäte, Schulpflegen und Sozialbehörden wurden und werden teilweise neu besetzt. Nicht überall wird es zu Kampfwahlen kommen. Manchmal fehlt es sogar an genügend Kandidat*innen.

Eine kluge Kampagne

Die Gemeindepräsidien des Kantons Zürich haben dies erkannt. Mit der Kampagne «Deine Gemeinde braucht Dich» gibt der Verband der Zürcher Gemeindepräsidien GPVZH Gegensteuer. Ein Flyer und eine Webseite zeigen auf, wie vielseitig und spannend eine Behördentätigkeit ist, was es dazu braucht, und was frau/man davon über die Behördenentschädigung hinaus profitieren kann (www.deine-gemeinde-braucht-dich). Die Kampagne ist professionell gemacht und inhaltlich klug. Gleichwohl besteht die Gefahr, dass sie wirkungslos verpufft.

Kommunikation als Königsdisziplin

Denn mit der Kampagne «Deine Gemeinde braucht Dich» kann der GPVZH einen Anstoss geben. Für nachhaltigen Erfolg aber braucht es mehr. Es braucht kommunale Behörden, die die Kommunikation über ihre Arbeit zur Königsdisziplin erheben. Wenn die Menschen nicht wissen, was ein Mitglied des Gemeinderates, der Schulpflege oder der Sozialbehörde tut, werden sie sich nicht für die Arbeit in einem dieser Gremien interessieren. «Nur wer trommelt wird gehört,» lautet ein Sprichwort. Die Behörden trommeln viel zu wenig, und werden deshalb auch nicht wirklich wahrgenommen. Das gilt im übrigen nicht nur für den Kanton Zürich, sondern für die ganze Schweiz. Mehr zu diesem wichtigen Thema habe ich in meiner Broschüre «New Public Communications. Glaubwürdige kommunizieren in Gemeinden» zusammengefasst, die im Verlag der Zürcher Gemeindeschreibenden und Verwaltungsmitarbeitenden VZGV erschienen ist.

Nur wer weiss, hat Interesse

Die Mitarbeit in einer kommunalen Behörde gehört wohl zu den spannendsten und vielseitigsten Tätigkeiten, die es gibt. Nirgends ist die direkte Demokratie direkter als in der Gemeinde. Entscheide der Schulpflege oder des Gemeinderates haben unmittelbare, meist gute Auswirkungen im eigenen Wohnort. Ein Behördenamt ist eine erstklassige Führungsschulung, die sich positiv auf die berufliche Laufbahn auswirken kann. Es gibt viele gute Gründe, um in einer kommunalen Behörde mitzuwirken. Aber die Bevölkerung muss diese kennen.

Nachrichten sind flüchtig

Deshalb setzt der GPVZH mit seiner Kampagne richtige Zeichen. Aber Botschaften sind in der heutigen Zeit der Nachrichtenüberflutung flüchtige Wesen. Ein Flyer und eine Webseite sind schnell wieder vergessen. Um Wirkung zu entfalten ist es wichtig, dass die Gemeinden nachdoppeln und während der ganzen Legislatur immer wieder für Einblicke in die Behördentätigkeit sorgen. Es ist wichtig, dass die Behörden auch in dieser Beziehung Verantwortung für ihre Gemeinde übernehmen. Denn je näher die Botschaften an der Bevölkerung der eigenen Gemeinde sind, desto mehr überzeugen sie. «Als Schulpflege stärken wir die Qualität unserer Schule nachhaltig. Dies haben wir in den letzten Jahren mit folgenden Massnahmen gemacht: …», ist eine viel wirkungsvollere Aussage als wenn vom Volksschulamt des Kantons ganz allgemein darauf hingewiesen, dass Schulpflegen wichtige Arbeit vor Ort leisten. Dazu braucht es weder einen grossen Aufwand noch viel Finanzen.

Viele Möglichkeiten

Es gibt viele Möglichkeiten, Einblicke in das eigene Schaffen zu gewähren.

  • Mitglieder des örtlichen Gemeinderats, der Schulpflege oder der Sozialbehörde können zum Beispiel durch ein Kurzreferat vor einer Gemeindeversammlung aktuelle Tätigkeitsfelder sichtbar machen.
  • Die meisten Gemeinden verfügen über eine lokale Zeitschrift, die sich ausschliesslich dem Geschehen des eigenen Wohnortes widmet. Diese nimmt sehr gerne Artikel entgegen, in denen ein Behördenmitglied über seine Arbeit berichtet.
  • Auf der Gemeindehomepage oder auf sozialen Plattformen wie Crossiety oder Facebook können kurze Podcasts bereitgestellt werden, in denen Mitglieder der kommunalen Behörden über ihre Tätigkeit informieren – am besten an einem konkreten Beispiel.
  • Auch Blogs sind für kommunale Behörden geeignete Mittel, um die Transparenz darüber erhöhen, für was sie eigentlich da sind.
  • Es lohnt sich, in regelmässigen Abständen darüber zu orientieren, wie es um die Legislaturziele bestellt ist. Mit «regelmässigen Abständen» ist übrigens nicht einmal alle vier Jahre gemeint.

Planung bringts

Damit diese Einblicke eine optimale Wirkung entfalten, ist es sinnvoll ein Kommunikationskonzept und einen Kommunikationsplan zu entwickeln, zum Beispiel anhand unseres 6K-Kommunikationsmodells. So lassen sich Kommunikationslücken ebenso vermeiden, wie ein Zuviel an Kommunikation. Beides sollte quartalsmässig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Im  Merkblatt_Strategisch_Kommunizieren habe ich für Sie eine einfache und pragmatische Anleitung verfasst, wie Sie in sechs Schritten zu einer zielführenden Kommunikationsstrategie kommen.

Langfristiges Kommunizieren bringt Erfolg.

Kommunikation ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Wenn die Gemeinden den Ball des GPVZH aufnehmen und langfristig über ihre spannende Tätigkeit informieren, dann wird sich der Erfolg über kurz oder lang einstellen. Vielleicht noch nicht im erhofften Umfang für die kommenden Wahlen – dafür ist die Zeit schon recht knapp. Aber in den Jahren danach. Und wo die Wahlen gerade vorbei sind wie im Kanton Aargau ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um regelmässig Einblicke in das eigene Wirken zu leisten. Nachwuchs, davon bin ich überzeugt, lässt sich durch regelmässige und zielgruppengerechte Kommunikation für ein Behördenamt gewinnen. Die Menschen interessieren sich für spannende Aufgaben – für solche, wie sie beispielsweise ein Behördenamt bietet.

 

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